Ein Olivenhain lebt auf
Von der Idee zum Ziel
Olivenhain 'Campo al Bivio'
Die Renaturierung bzw. Instandsetzung des verwilderten Olivenhains erfolgt in mehreren aufeinander abgestimmten Schritten. Ziel ist es, den Olivenhain nicht nur wirtschaftlich wieder nutzbar zu machen, sondern ihn auch als artenreiches, stabiles Ökosystem weiterzuentwickeln und zu erhalten. Die einzelnen Schritte sind im wesentlichen:
- Rückschnitt und Pflege der Olivenbäume:
Zunächst werden die Olivenbäume fachgerecht zurückgeschnitten um sie zu verjüngen und ihre Vitalität zu fördern. Zum ersten mal erfolgt dies im Frühjahr 2026, danach je nach Bedarf. Das anfallende Schnittgut wird entweder als Kaminholz genutzt oder gehäckselt und als Mulch im Hain verwendet um die Bodenqualität zu verbessern.
- Entbuschung und Freistellen der Bäume
Die Fläche wird von überwucherndem Gestrüpp, Brombeeren und unerwünschtem Bewuchs befreit, sodass die Olivenbäume wieder ausreichend Licht und Luft erhalten. Dabei wird darauf geachtet, wertvolle Wildpflanzen und ökologisch wichtige Strukturen zu erhalten.
- Pflege, Wiederherstellung und Erstellung von Strukturen
Trockenmauern werden saniert und instand gestellt, da sie Reptilien und Insekten wichtige Lebensräume bieten. Bestehende Hecken und Feldgehölze werden gepflegt oder ergänzt, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Um die Vernetzung zu fördern, werden zusätzliche Strukturen geschaffen wie Steinriegel, Sandlinsen und Totholzhaufen.
- Förderung der Pflanzenvielfalt
Zwischen den Baumreihen werden artenreiche Wiesen oder Blühstreifen angelegt und gestaffelt gemäht, um ein durchgehendes Blütenangebot für Insekten zu schaffen. Die Mahd erfolgt extensiv und zu unterschiedlichen Zeiten um für Tiere Rückzugsräume zu erhalten.
- Ökologische Schädlingskontrolle
Auf chemische Pflanzenschutzmittel wird gänzlich verzichtet. Stattdessen werden gegen den Befall durch die Olivenfliege ökologische Methoden angewendet wie
- das Besprühen der Bäume mit Chabasit-Zeolite (hochfein mikronisiertes Pulver, in Wasser aufgelöst)
- Aufhängen von Pheromonfallen.
So werden Nützlinge geschützt und das ökologische Gleichgewicht gefördert.
- Förderung von Nützlingen und Wildbienen
Durch das Anlegen von Asthaufen, das Aufstellen von Nistkästen und das Belassen von Altgrasstreifen werden Lebensräume für Vögel, Insekten und andere Nützlinge geschaffen. - Langfristige Umstellung auf nachhaltige Bewirtschaftung: Die weitere Pflege erfolgt nach ökologischen Grundsätzen, mit Handernte der Oliven, Verzicht auf Bewässerung und kontinuierliche Förderung der Biodiversität im Hain.
Projekt 'Oliveti biodiversi' https://www.oliveti-biodiversi.org/
Das Projekt 'Oliveti biodiversi' verfolgt das Ziel, traditionelle Olivenhaine in der Toskana ökologisch zu bewirtschaften und dabei gezielt die Biodiversität zu fördern. Im Mittelpunkt steht die Erhaltung der traditionellen Kulturlansdschaft und die Wiederbelebung alter Olivenhaine als vielfältige Lebensräume für zahlreiche, teils seltene Pflanzen- und Tierarten. Durch naturnahe, extensive Bewirtschaftung, das heisst ohne Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger oder schweren Maschinen, sollen die ökologischen Strukturen und die Artenvielfalt im Olivenhain erhalten und ausgebaut werden.
Die drei Hauptziele des Projekts sind:
Bisheriger Projektverlauf von "oliveti biodiversi" (Stand Anfang 2025)
Das Pilotprojekt 'Oliveti biodiversi' wurde 2023 in der Toskana gestartet und ist auf fünf Jahre (2023–2027) angelegt. Die wichtigsten Meilensteine und Entwicklungen der ersten beiden Projektjahre sind:
Projektstart und Aufbau (2023):
Weitere Maßnahmen und Innovationen (2024):
Ausblick (2025):
Die drei Hauptziele des Projekts sind:
- Erhalt und Förderung der Biodiversität: Traditionelle Bewirtschaftung und gezielte Maßnahmen (wie das Anlegen von Naturförderzonen, Bau von Trockensteinmauern, Pflanzung regionaltypischer Bäume) schaffen und erhalten Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. Ziel ist es, die ökologische Stabilität der Olivenhaine zu erhöhen und die Landschaft für Bewohner und Touristen attraktiver zu machen.
- Beratung und Vernetzung der Betriebe: Die teilnehmenden Olivenbaubetriebe werden bei ökologischen Fragen beraten und bei der Umsetzung von Aufwertungsmaßnahmen unterstützt. Der Austausch von Erfahrungen und die Bildung von Kooperationen stehen im Vordergrund, um gemeinsam nachhaltige Bewirtschaftungsformen zu etablieren.
- Förderung und Vermarktung biodiversitätsfreundlicher Produkte: Die Wertschöpfung aus den Olivenhainen kommt der lokalen Bevölkerung zugute. Produkte aus ökologisch bewirtschafteten Hainen werden mit einem eigenen Label ausgezeichnet und zu einem höheren Preis vermarktet. Ziel ist es auch, weitere Produkte wie Honig, Feigen oder Kastanienmehl aus diesen Hainen zu entwickeln und zu vertreiben.
Bisheriger Projektverlauf von "oliveti biodiversi" (Stand Anfang 2025)
Das Pilotprojekt 'Oliveti biodiversi' wurde 2023 in der Toskana gestartet und ist auf fünf Jahre (2023–2027) angelegt. Die wichtigsten Meilensteine und Entwicklungen der ersten beiden Projektjahre sind:
Projektstart und Aufbau (2023):
- Im März 2023 fand das erste Treffen interessierter Olivenhain-Betreiber*innen statt. Es wurde eine WhatsApp-Gruppe für den Austausch eingerichtet.
- Bereits im Juni 2023 waren zehn Betriebe mit rund 7.000 Olivenbäumen Teil des Projekts.
- Das Vorgehen für die Teilnahme wurde festgelegt: Erstellung eines Flora-Fauna-Inventars, Definition betriebsspezifischer Aufwertungsmaßnahmen, Vertragsunterzeichnung mit Richtlinien, Zertifizierung mit dem biodivers-Label.
- 2023 wurden auf fünf Betrieben Arten-Inventare erstellt, auf drei Betrieben erste Aufwertungsmaßnahmen umgesetzt und mit zwei Betrieben Verträge abgeschlossen.
- Erste Gespräche mit dem Handel zur Vermarktung des Olivenöls wurden geführt1.
- Entbuschung und Anlage von Asthaufen zur Förderung der Strukturvielfalt und des Blütenangebots.
- Sanierung von Trockenmauern als Lebensraum für Kleintiere und Reptilien.
- Pflanzung von Wildgehölzen und Fruchtbäumen, Schaffung von Hecken als Nahrung und Nistmöglichkeit für Insekten und Vögel.
- Extensive Beweidung mit Eseln, um wertvolle Pflanzenzonen zu schonen.
- Markierung und Schonung seltener Pflanzenarten vor der Mahd.
- Anpassung der Mahdregime (gestaffelt, selten oder häufig je nach Standort), um ein durchgehendes Blütenangebot zu gewährleisten und die Eiablage von Insekten zu fördern1.
- Zwei Austauschtreffen der Projektbeteiligten fanden statt, mit Betriebsbesichtigungen, Artenkunde und praktischen Workshops (z.B. Bau von Olivenfliegenfallen).
- Die Zahl der teilnehmenden Betriebe blieb bei zehn, aber die Gesamtzahl der Olivenbäume stieg auf rund 9.000. Neu hinzu kam die Azienda "L'Apparita di Rossella Rossi" mit 2.300 Bäumen und etwa 40 Bienenvölkern.
- Bis Ende 2024 wurden auf neun Betrieben Arten-Inventare erstellt und Aufwertungsmaßnahmen umgesetzt. Acht Betriebe sind vertraglich gebunden, auf acht wurde das erste "biodivers"-zertifizierte Olivenöl gepresst.
- Das "biodivers"-Label wurde entwickelt, ins Markenregister eingetragen und erste Produkte (Olivenöl) mit demLabel versehen.
- Der Vertrieb des ersten biodiversen Olivenöls wurde organisiert: Ab März 2025 erfolgt der Verkauf über den Online-Shop von Gebana und im Laden in Zürich. Insgesamt werden 1.500 Liter Olivenöl von drei Betrieben exportiert.
Weitere Maßnahmen und Innovationen (2024):
- Fortsetzung und Ausweitung der naturschutzfachlichen Maßnahmen: Entbuschung, Trockenmauersanierung, Pflanzung von Wildgehölzen, gezielte Mahd, Bau von Asthaufen und Nistkästen für Wiedehopfe.
- Förderung der Strukturvielfalt und des Blütenangebots zur Stärkung des Insektenbestands
- Aufbau einer zweisprachigen Projektwebsite (oliveti-biodiversi.org) und eines YouTube-Kanals zur Öffentlichkeitsarbeit und Information.
- Regelmäßiger Austausch und Wissenstransfer zwischen den Betrieben, etwa zu Artenförderung, Bewirtschaftung und Produktvermarktung2.
Ausblick (2025):
- Weitere Aufnahme von Betrieben, Ausbau der Maßnahmen und Beratung, Überarbeitung der Zielartenlisten.
- Erweiterung der Absatzmöglichkeiten für das biodivers-zertifizierte Olivenöl.
- Fortsetzung der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für das Projekt und die Produkte.
- Fazit:
Das Projekt "oliveti biodiversi" hat sich in kurzer Zeit als innovatives Modell für biodiversitätsfördernden Olivenanbau in der Toscana etabliert. Es verbindet ökologische Aufwertung, Beratung und Vernetzung der Betriebe sowie die Entwicklung eines eigenen Qualitätslabels und die erfolgreiche Produktvermarktung.